Energieeinsparungen, technische Lösungen und Auswirkungen auf den Stundenverrechnungssatz – welche Wege können Karosserie- und Lackierbetriebe gehen, um Kosten zu reduzieren? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Profi-Club Themenforums Mitte Oktober in Köln.
Die Energiekosten drücken immer stärker auf Stundenverrechnungssätze in den Fachbetrieben. Strom, Gas oder Öl – gerade Karosserie- und Lackierbetriebe als Unternehmen mit hohem Energieverbrauch suchen deshalb dringend nach Lösungen, um die Belastung zu reduzieren. Im Profi-Club zeigten erfahrene Experten konkrete Ansätze auf. „Sie brauchen einen Fachmann an Ihrer Seite und wirksame Konzepte, damit Sie die Kosten in Ihrem Betrieb senken können“, betonte Michael Wellnitz, Vorstandsvorsitzender des Profi-Clubs beim Themenforum in Köln. Der Grund: Die Strompreise sind in den vergangenen 14 Jahren um 79 Prozent gestiegen.
Einsparpotenziale in der Anlagentechnik
Die effektivsten Ansätze, um die Energiekosten deutlich zu minimieren, sah Torsten Stahlberg vom technischen Service der Spies Hecker GmbH in der Anlagentechnik: Einsparschaltungen über eine gezielt veränderte Luftvolumenstromführung, Frequenzumformanlagen, Wärmerückgewinnung und Druckluftmanagement waren seine Stichworte – denn schließlich verbrauchen gerade die Lackieranlagen im Betrieb am meisten Energie. Einen weiteren Aspekt fügte Michael Heinrich, DEKRA Fachbereichsleiter Energiemanagement hinzu: „Raumwärme wird oft vernachlässigt, obwohl auf sie 31 Prozent der Energiekosten entfallen“, erklärte er.
Energiespar-Lösungen für die Kabine
Was die Einsparung durch modernste Kabinentechnik tatsächlich bringt, stellte Viktor Richtsfeld (Mitglied der Geschäftsführung bei WOLF Anlagen-Technik) in einer konkreten Rechnung vor: „Eine Normanlage als Kombikabine verbraucht Strom und Gas in Höhe von 21.270 Euro im Jahr. Durch die innovative Technik in einer Taifuno Vision lassen sich diese Kosten im Durchschnitt um 10.130 Euro reduzieren.“ Wärmerückgewinnung, Betriebsarten-Steuerung, Abblassystem Multi-Air, LED-Lichttechnik oder die vollständige Isolierung der Aggregate nannte Viktor Richtsfeld als weitere energieeffiziente Lösungen. Darüber hinaus stellte Wolf den neu entwickelten Energiekostenrechner vor. Hier werden die Gesamtkosten (Strom und Gas) für den Lackierprozess transparent dargestellt. Der Betriebsinhaber hat somit erstmals die Möglichkeit, die genauen Kosten für den Lackierprozess zu sehen.
18.000 Euro Energieeinsparung pro Jahr durch Blockheizkraftwerk
Natürlich bringt auch die Erzeugung von Strom in Eigenregie eine Kostensenkung. Tom Stahl von der Gesellschaft für Energieeffizienz (GfE) erläuterte den Clubmitgliedern die Möglichkeiten anhand eines Praxisfalls: „Wir haben in einem Betrieb mit 2.000 qm Nutzfläche, zwei Lackierkabinen und einem Doppeltrockner ein Blockheizkraftwerk installiert. Der Erdgasbedarf lag bei 450.000 kWh, der Stromverbrauch bei 90.000 kWh im Jahr. Die Energiekosten betrugen rund 40.000 Euro, bei 250 Arbeitstagen und ca. 2.500 Stunden jährlicher Energienutzung.“ Hier wurde eine BHKW Anlage (Kessel 2×98 kW, 4.000 Liter Pufferspeicher, Brennstoff Erdgas) eingebaut. „Über den Pufferspeicher werden die hohen Leistungsspitzen der Trocknungs- und Lackierkabine abgefangen.“ Die Investitionskosten lagen bei 98.000 Euro, die Einsparung betrug lauf GfE pro Jahr rund 18.000 Euro.
Anbieterwechsel mit System
Der Profi-Club in Köln thematisierte auch den Anbieterwechsel für Strom und Gas. Bereits seit einigen Jahren bietet Spies Hecker seinen Kunden einen speziellen Service an. Laut Jan Meine vom Dienstleister Driving Energy konnten dadurch in der Praxis Stromkosten in einem Karosserie- und Lackierbetrieb um 1.600 Euro reduziert werden.
Argumente für erhöhte Stundenverrechnungssätze
Gute Argumente, um die Anpassung des Stundenverrechnungssatzes aufgrund von Investitionen in energieeffiziente Technik zu begründen, gab Unternehmensberater Herbert Prigge (ETL-Unternehmensberatung) den Profi-Club Mitgliedern mit auf den Weg. Darüber hinaus stellte der Experte das konkrete Vorgehen bei der Umsetzung von Maßnahmen vor. Besonders wichtig sei auch, die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen vom Energieberater berechnen zu lassen und die Finanzierung sicherzustellen. „Beachten Sie auf jeden Fall, dass vor der Auftragserteilung Anträge auf Zuschüsse oder Finanzierung gestellt werden müssen!“ Dann können die Maßnahmen umgesetzt werden.
DEKRA: Rund 9.000 Euro Einsparung pro Betrieb
Die Experten im Profi-Club waren sich einig, dass im Karosserie- und Lackierbetrieb Einsparungen von 20 Prozent der Energiekosten möglich sind. „Dieses Potenzial wird durch wirtschaftlich darstellbare Maßnahmen mit einer Amortisation von maximal drei bis fünf Jahre erreicht“, erklärte DEKRA Experte Michael Heinrich.
Vorstandsvorsitzender Michael Wellnitz ermunterte Betriebsinhaber, stärkeres Augenmerk auf die Energieeinsparungen zu legen. „Wir bieten Ihnen sowohl technische als auch betriebswirtschaftliche Lösungen zur Optimierung Ihrer Prozesse und helfen Ihnen bei der Reduzierung Ihrer Energiekosten. Nutzen Sie diese Angebote!“
Tipps und Lösungen von den Profis
Michael Heinrich, DEKRA-Fachbereichsleiter Energie:
„Erfassen Sie den Energieverbrauch vor allem von Ihrer Lackieranlage separat. Dann können Sie technische Veränderungen direkt nachvollziehen. Wählen Sie einen staubfreien Standort für den Kompressor und prüfen Sie das Druckluftnetz regelmäßig auf Leckagen.“
„Durch die Reduzierung des Energieverbrauchs in Spritz- und Trocknungskabinen, Raumbeheizung, Beleuchtung, Kompressor sowie bei der Absaugung von Füller- und Schleifarbeitsplätzen sind durchschnittlich 8.750 Euro Einsparung pro Betrieb möglich.“
Viktor Richtsfeld, Mitglied der Geschäftsführung der WOLF Anlagentechnik GmbH:
„Sie können mit einer dimmbaren LED-Lichtsteuerung eine Einsparung von bis zu 70 Prozent der Energiekosten für die Beleuchtung erreichen. Die Objekt-temperaturmessung der Red-Eye Technologie sorgt zudem für 45 Prozent Energieeinsparung durch die gezielte Steuerung des Trocknungsprozesses.“
Tom Stahl, Gesellschaft für Energieeffizienz (GfE):
„Für den Betriebsinhaber wird sich ein Blockheizkraftwerk nach 5,4 Jahren ohne Preissteigerung rentieren. Wird eine Preissteigerung einkalkuliert, rechnet sich die Investition schon nach knapp vier Jahren.“
Herbert Prigge, ETL-Unternehmensberatung:
„Ermitteln Sie zunächst die tatsächlichen Energiekosten und lassen Sie das Einsparpotential von einem Energieberater berechnen. Danach werden die Investitionskosten ermittelt und Angebote eingeholt.“
Jan W. Meine, Driving Energy:
„Wir führen im Betrieb zunächst einen Fitnesscheck durch und klären dabei die genauen Vertragsvereinbarungen mit dem Stromlieferanten, um anschließend den günstigsten Stromlieferanten zu ermitteln.“
Torsten Stahlberg, Technischer Service Spies Hecker GmbH:
„Schon durch falsche IR-Trocknung an zwei Geräten können im Jahr bis zu 120 Euro Mehrkosten durch den Stromverbrauch entstehen.“
„Auch der Einsatz moderner Lackprodukte, wie der Permasolid HS Speed Klarlack 8800 trägt dazu bei, die Trocknungszeiten zu verkürzen und damit den Verbrauch zu senken. Je nach Einstellung der Objekttemperatur kann der Lackierbetrieb durch verschiedene Härter eine Einsparung von bis zu 80 Prozent erreichen.“